Welchen Nutzen hat eine Sprecherkartei?

 
Eine Sprecherkartei kann auf unterschiedliche Weise angelegt worden sein und betrieben werden.
Oft haben Tonstudios ein umfangreiches Sprecherverzeichnis und rühmen sich damit, über 1000 deutsche Sprecher beiden Geschlechts bei sich im Sprecherverzeichnis zu haben. Nun wird sich kein Kunde 1000 verschiedene Hörproben anhören wollen. Daher ist die Größe einer Kartei auch nicht entscheidend, sondern allenfalls, dass Sprecherinnen und Sprecher der unterschiedlichsten Stile darin verzeichnet sind. Die Tonstudios nutzen in der Regel nur die „Spitze des Eisbergs“. Sie schlagen nur die Sprecher vor, die erstens zum gesuchten Sprechstil passen, mit denen man zweitens schon regelmäßig gute Erfahrungen in der Zusammenarbeit gemacht hat und die drittens über eine sehr gute technische Ausstattung verfügen, sofern die Aufnahmen nicht im Tonstudio stattfinden werden.

Eine andere Form der Sprecherverzeichnisse sind die von Agenturen. Die Agentur nimmt einen Sprecher unter Vertrag, d.h. Sie versucht ihn an Kunden zu vermitteln, betreibt aber nicht unbedingt selber ein Tonstudio. Kommt es zur Auftragsvergabe, behält die Agentur einen vorher festgelegten Prozentsatz als Vermittlungsgebühr ein, die Gage geht über die Agentur an den Sprecher.

 Und als dritte Möglichkeit, wie Sprecherverzeichnisse zustande kommen, seien die sogenannten B2B -Plattformen genannt. Meist zahlt der Sprecher eine jährliche Gebühr für die Mitgliedschaft. Der Auftraggeber stellt ein Angebot ein, auf das sich mehrere Sprecher bewerben können. Teilweise kombinieren diese Seiten auch die jährliche Gebühr mit einem Einbehalt einer prozentualen Beteiligung, die den Beteiligten nicht immer offengelegt wird. Spätestens hier beginnt der Markt, intransparent zu werden, da nur noch der Seitenbetreiber genau weiß, was der Sprecher bekommen hat und was der Auftraggeber gezahlt hat. Es gab Fälle mit Aufschlägen von 100%, was oft nicht ans Licht kommt, weil die B2B -Seite den direkten Kontakt zwischen Auftraggeber und Sprecher zu unterbinden sucht.

Welche Alternativen zu einem Sprecherverzeichnis gibt es?

Damit ist auch schon eingeleitet, welche Vorteile ein direkter Kontakt des Auftraggebers zum Sprecher oder Tonstudio hat. Dieser kann Profisprecher bundesweit beauftragen. Es gibt keine versteckten Kosten , die Gage wird offen kommuniziert-dieser Umstand gibt allen Beteiligten ein besserer Gefühl bei der Zusammenarbeit. Fragen des Sprechers können direkt mit dem Auftraggeber besprochen werden, ohne dass es um weitere Ecken geht. Oft kommt es auch zu einer wiederholten Zusammenarbeit, dann wissen Auftraggeber und Sprecher bereits, was sie voneinander erwarten dürfen und der Workflow optimiert werden kann. Wird der Sprecher direkt gebucht, fallen keine Zusatzkosten an. Allerdings geht hier die Vorauswahl etwas anders vonstatten. Der Auftraggeber muss selber mehrerer Webseiten von Sprechern aufrufen, um die passende Stimme zu ermitteln. Oder er wendet sich an ein Tonstudio, das ihm Vorschläge schickt. Sollte es Bedarf an Nachbesserungen oder Korrekturen geben, ist ebenfalls der direkte Kontakt zum Sprecher möglich, ohne, dass es zu kommunikativen Verlusten kommt. Denn heute ist es durchaus denkbar, dass eine deutsche Firma eine B2B – Seite in den USA beauftragt, sich um die deutsche Sprachaufnahme zu kümmern. Ergo muss der Kunde seine Wünsche auf Englisch formulieren, und der Sprecher bekommt diese Angaben vom amerikanischen Agenten übermittelt, übersetzt sie für sich ins Deutsche und so weiter. Auch Aussprachefragen des Deutschen über einen Agenten im Ausland zu besprechen, führt nicht immer zum gewünschten Ergebnis. Daran zeigt sich, dass der direkte Draht oft doch zielführender ist und ein kurzes Telefonat verstärkt die persönliche Bindung zwischen Sprecher und Kunde-auch das ist sicher ein schöner Nebeneffekt in einer zunehmend digitalisierten Welt.